Glaubensvorfahren

Dirk Willems rettet seinen Verfolger – Illustration von Jan Luyken

Täufer (früher auch Wiedertäufer oder Anabaptisten genannt) sind Anhänger einer radikalreformatorisch-christlichen Bewegung, die im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts in verschiedenen Teilen Europas entstanden ist und die nicht selten als der linke Flügel der Reformation bezeichnet wird. Täuferische Kirchen bzw. Glaubensgemeinschaften gibt es bis heute.

Entstehung

In der älteren Täuferforschung ging man im Hinblick auf die Entstehung der Täuferbewegung von einer Monogenese aus. Demnach hätte die Täuferbewegung im reformatorischen Zürich unter früheren Weggefährten Huldrych Zwinglis wie Konrad Grebel, Felix Manz und Jörg Blaurock ihren alleinigen Anfang genommen und sich von dort auf unterschiedlichen Wegen zunächst in der Schweiz, dann im süddeutschen und österreichischen Raum und später auch im niederländisch-norddeutschen Gebiet verbreitet. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts setzte sich dann die Vorstellung einer Polygenese durch, wonach drei Hauptwurzeln des Täufertums ausgemacht werden können:

  • in der Zürcher Reformation mit Grebel, Manz und Balthasar Hubmaier
  • in der radikalen Reformation um Karlstadt und Thomas Müntzer mit dem apokalyptischen Hans Hut in Oberdeutschland (vgl. z.B. auch die Rolle der Zwickauer Propheten)
  • in dem spiritualistisch-endzeitlichen Milieu von Straßburg, von wo aus über Melchior Hofmann das Täufertum in den niederdeutschen Raum gebracht wurde.

Inzwischen wurde auch der polygenetische Ansatz in einigen Punkten weiterentwickelt, indem zum Beispiel die Beziehungen und Interaktionen der einzelnen Gruppen untereinander wieder stärker betont und erforscht wurden.

Die verschiedenen Richtungen der Täuferbewegung

Schweizer Brüder, Süd- und Mitteldeutsche Täufer, Mährische Täufer, Hutterer, Niederdeutsche Täufer, Münstersche Täufer.

Die nach dem Theologen Menno Simons benannten Mennoniten entwickelten sich aus der ursprünglich von Melchior Hofmann ins Leben gerufenen niederländisch-norddeutschen Täuferbewegung. Während die Melchioriten ursprünglich von apokalyptischer Naherwartung geprägt waren und ihre Gemeinden unter prophetischen Führern hierarchisch gegliedert waren, distanzierte sich nach 1535 ein Teil der Bewegung ausdrücklich von den münsterschen Täufern und knüpften bewusst an die Tradition der gewaltfreien Täufer („Stäbler“) an.

Kennzeichnend für die frühen Mennoniten war unter anderem ihr strikter Pazifismus und die Verweigerung des Eides. Sie waren in den ersten Jahren ihres Bestehens vor allem in den Niederlanden, in Ostfriesland und am Niederrhein verbreitet. Später siedelten viele in den Danziger Raum über. Zum Teil entstanden auch städtische Gemeinden wie in Altona und in Friedrichstadt. Etwa von 1789 bis 1860 emigrierte schließlich ein großer Teil der Mennoniten aus dem Danziger Raum und dem Weichseldelta in die Ukraine, die damals Teil des Russischen Kaiserreichs war, und ab 1874 von dort nach Amerika und Kanada. In den 1920er Jahren erfolgte dann die Auswanderung von Kanada vor allem nach Mexiko sowie Paraguay und später in weitere lateinamerikanische Länder. Der größte Teil der Mennoniten niederländisch-norddeutscher Abstammung (über 250.000 Menschen) lebt heute in Lateinamerika.